Frische Milch aus dem Zapfhahn, grünes Gemüse vom Feld

Biobauern vor den Toren Bargteheides. Beim Ausschwärmtag Grüner Politiker zum Thema „Alternatives Wirtschaften" hat die Landesvorsitzende, Ruth Kastner, zwei junge Unternehmer besucht.

„Ich wollte Menschen treffen, denen es nicht um den großen Profit geht, sondern um solides Wirtschaften und sinnvolles Tun", sagt Kastner.

Beim Biobauern Hauke Ruge (27) an der Jersbeker Straße 80 können KundeInnen seit Kurzem melkfrische Rohmilch an der „Milchtankstelle" abfüllen. 1,20 Euro der Liter, 4,1 % Fettgehalt, unbehandelt. Die Kundschaft wächst, es gibt schon solche, die die Milch zu Quark und Käse weiter verarbeiten. Wie früher.

Für Hauke Ruge ist die Milchtankstelle ein erster Schritt zur Direktvermarktung, das zweite Standbein. Seine Bio-Milch, rund 1500 Liter am Tag, liefert er ansonsten an eine Meierei. Der Preissturz nach dem Wegfall der Milchquote macht vielen zu schaffen. Im Biobereich sei dagegen Erholung erkennbar, sagt Hauke Ruge. „Aber wir sind mit dem Milchpreis noch lange nicht auf dem Vorjahresniveau."

Auf dem Ruge-Hof leben 60 Kühe, dazu 13 Kälber in Ammenaufzucht. Auf 75 Hektar Land, das unmittelbar an das Neubaugebiet am Stadtrand angrenzt, wird auch das Futter – Mais, Gras, Heu Getreide – angebaut. Ökologisch seit 1999. Die Kühe liegen bei 30 Grad Hitze lieber im offenen Laufstall auf Stroh. Wenn sie wollen, können sie jederzeit auf die Weide, wenn sie wollen, gehen sie zum Melkroboter „Lely A 3". Der Biobauer steht auf High Tech.

Hauke Ruge tut alles für ein gutes Umfeld seiner Kühe. „Sie sollen wenig Stress haben, brauchen gutes Futter, frische Luft, einen angenehmen Platz zum Liegen." Für den Nachwuchs sorgt ein Bulle, der mit den Kühen geht. Dies ist ein Bauernhof, wie er sonst oft nur noch in Bilderbüchern vorkommt. Eltern und Kinder sind zum Gucken eingeladen.

Ob und wie sich Ruges „Milchtankstelle" ausbauen lässt, wird sich zeigen. Ein Milchautomat zum Abfüllen in Supermärkten –das wär's? Das wäre zunächst mit viel Kapital und Arbeit verbunden. Die Milch müsste pasteurisiert werden. Fahrzeuge, Flaschen, Reinigung und anderes – Ruge müsste dafür eine Arbeitskraft einstellen. Ob sich das lohnt?

Zwei Kilometer weiter in Jersbek, Allee 32, ackern und rackern Gesche (34) und Florian (30) Timm samt Schwiegermutter Renate auf 1,3 Hektar Land. Hier wachsen Kräuter, Gemüse, Blumen, Beerenobst zum Selbsternten. Alles ist Bioland zertifiziert. Gerade haben sie einen Kredit aufgenommen, um einen Brunnen zu bohren, Strom zu legen und einen Geräteschuppen zu bauen. „Dies ist unser zeit- und kostenintensives Hobby", sagt Gesche Timm. Zum Broterwerbe reicht es nicht, dafür arbeiten die beiden Agrarwirtschaftler noch Teilzeit als Gärtner. „Aber der Brotbelag kommt aus dem Garten".

Sie können und wollen (noch) nicht von ihrem Garten leben. Das, sagt Gesche Timm, wäre viel zu viel Druck. Aber das Land haben sie schon mal für 30 Jahre gepachtet. Wenn sie könnten, würden sie weitere 1,5 Hektar bebauen. Eines Tages. „Dazu müssten wir Leute einstellen. Das muss dann auch erwirtschaftet werden." Genügend Nachfrage sei allerdings da. Aber fürs Erste findet sie es einfach nur schön, wenn die Leute kommen. „Das ist ein Ausflug für alle Sinne." Und es tue gut, wenn Besucher sich bedanken: „Toll, das ihr das macht." So erntet sie Zufriedenheit, die mit Geld nicht zu bezahlen ist.

„Dies sind zwei tolle Beispiele für nachhaltiges Wirtschaften", freut sich Ruth Kastner über so viel Unternehmergeist. „ Es ist vielversprechend, wenn gerade junge Menschen heute so handeln. Gesche Timm und Hauke Ruge sind Pioniere für eine alternative Landwirtschaft, wie wir Grüne sie uns im ländlichen Raum vorstellen. So können lokale Märkte mit gesunden Lebensmitteln bedient werden."

Ruth Kastner

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Hintergrund (von Benjamin Stukenberg):

Durch konventionelle Landwirtschaft wird die Umwelt durch Pestizide, Herbizide und Fungizide sowie massenhafte Antibiotika und extreme Mengen Nitrat (Gülle) belastet. Bei Bio fallen diese garnicht oder stark vermindert an. Bio ist also gut für die Umwelt. Wenn es um Klimaschutz geht, dann ist Bio nur ein Schritt in die richtige Richtung. Die tierische Landwirtschaft verursacht 18% der Treibhausgasemissionen - auch Bio-Kühe stoßen große Mengen der Klimagase Methan und Kohlendioxid aus - weshalb es für das Klima am besten ist, so wenig Tierprodukte wie möglich zu konsumieren. Es liegt also auch in der persönlichen Entscheidung jedes und jeder einzelnen, wie weit wir den Klimawandel vermindern können.

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