Fracking-Diskussion im Reinbeker Schloss

Wutbürger in Reinbek: "Wer schützt uns vor Fracking?"

Das war die bestbesuchte Veranstaltung, die die Grünen je in diesem Jahrhundert in Stormarn hatten: Über 200 erboste Bürgerinnen und Bürger erzwangen eine Umzug vom Gartensaal des Reinbeker Schlosses (90 Sitzplätze) in den größeren Hofsaal.
Das Aufregerthema: Fracking - also die Fossiliengasgewinnung aus dem Untergrund mit Hilfe von eingepresstem Wasser plus Chemikalien, die den Fels in der Tiefe aufbrechen d.h. fraktionieren (engl. fracking).

Die Reinbeker Grünen hatten ein hochkarätiges Podium eingeladen: Die Staatssekretärin aus dem Kieler Energiewendeministerium, Dr. Ingrid Nestle, den ehemaligen Mitarbeiter des Bergamtes, Rainer Zawislo, die Hamburger Anti-Fracking-Aktivistin Carin Schomann und den Bundestagsabgeordneten für Stormarn-Süd und Kreisherzogtum Lauenburg, Dr. Konstantin von Notz, der die Gesprächsleitung sehr souverän durchführte.

Der Bergrechtsexperte Zawislo machte den Zuhörern erst einmal klar, dass einem Grundeigentümer zwar sein Boden gehöre, aber nach dem Bergrecht nicht das, was darunter liege, sei es Gold oder Gas. Jedem könne das Recht eingeräumt werden, nach Bodenschätzen zu suchen. Die Genehmigung erteile das Bergamt. Eine noch größere Überraschung für das Publikum war wohl das Eingeständnis des Beamten a.D., der Zeit seines Berufslebens solche Genehmigungen erteilt hatte: "Auch ich habe mich gewandelt, ich bin jetzt gegen das Fracking!".

Die Stimmung im Saal brachte Carin Schomann auf den Punkt, indem sie die Gefährdung des Trinkwassers in Reinbek und im Sachsenwald, das ja auch Mineralwasserproduzenten ernährt, drastisch vor Augen führte: Das eingepresste Wasser komme als Lagerstättenwasser wieder nach oben zurück. Diese Brühe enthalte dann Schwermetalle, radioaktive Substanzen und dazu noch die gefährlichen Chemikalien. Hinzu kämen die Belästigungen durch die oberirdische Aufbereitungsanlagen, die Erdbeben und das Absacken von Häusern (wie gerade einen Tag vorher im Panorama-TV des NDR aus Niedersachsen berichtet) und der daraus resultierende Verlust an Lebensqualität und Grundstückswerten. Schomann: "Man wird nicht informiert. Auf Nachfrage verweigern die Behörden erst einmal die Auskünfte über Erkundungsgebiete. Wir müssen uns zusammen tun. Gehen Sie in das Internet auf www.gegen-gasbohren.de ".

Ingrid Nestle versuchte - allerdings vegeblich - die Erregung im Auditorium etwas zu dämpfen, in dem sie darauf hinwies, dass bisher überhaupt noch keine Entscheidungen getroffen worden wären: "Die jetzt erteilte Aufsuchungserlaubnis für die Firmen dient nur der Erkundung des Geländes - sie ist noch keine Erlaubnis zum Fracken! Man kann nach dem Bergrecht die Erkundung nicht ablehnen, wenn nur konventionell Öl und Gas gefördert wird".

Unter den vielen Beiträgen aus dem Publikum sprach diese Frage wohl vielen aus dem Herzen: "Warum wird das Erkunden nicht einfach verboten? Man weiß doch, worauf das hinausläuft!" Der Jurist Konstantin von Notz wies darob sehr eindringlich darauf hin, dass wir uns in einem Rechtstaat befänden und uns daher an Gesetze halten müssten - was man aber tun könne, man könne die Gesetze ändern: "Das Bergrecht ist sehr wirtschafts- und wenig umweltfreundlich. Wir wollten das mit einer Gesetzesvorlage im Bundestag abändern. CDU und FDP haben dies abgelehnt! Wenn Sie wollen, dass sich hier wirklich etwas ändert, müssen Sie sich bei der nächsten Wahl entsprechend entscheiden!"

Die Stormarner Grünen, die als erste Partei in Stormarn sich auf ihrer Kreismitgliederversammlung bereits im Februar 2013 in einer Resolution gegen Fracking entschieden hatten, werden weiterhin gegen die Kohlenwasserstofferkundung kämpfen. Kreistagsabgeordneter Hartmut Jokisch: "Wir haben auch den gesamten Stormarner Kreistag für unsere Resolution gewinnen können. Wir brauchen keine zusätzlichen fossilen Energieträger mehr, wir setzen auf erneuerbare Energieformen!".

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