Business un-usual - Regionaler Wohlfahrtsindex für Schleswig-Holstein

Die Grünen werden ja eher der Ökologie als der Ökonomie zugeordnet, doch spätestens seit ihrer Erfindung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes vor 11 Jahren ist klar, sie können auch Ökonomie - und das sehr erfolgreich!
Dabei ist ihnen neben dem nachhaltigen Wirtschaften auch eine modernere Sichtweise von wirtschaftlichem Wachstum wichtig: Das Bruttoinlandsprodukt BIP, das den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen bemisst, ist ihnen in der Definition zu eng gestrickt, da Umwelt- und Wohlfahrtskomponenten nicht berücksichtigt werden. Dass diese Berücksichtigung modern ist, sieht man daran, dass selbst ein Weltkonzern wie der Sportartikelhersteller  Puma inzwischen Ökobilanzen für seine Produktion erstellt.

"Wir brauchen einen Index, der auch die volkswirtschaftlichen Kosten von Verkehrsunfällen, Kriminalität, Drogenmissbrauch und Ressourcenverbrauch mit einrechnet, aber genauso den Nutzen durch Bildung, Wohn- und Arbeitsqualität, den Anteil regenerativer Energien und die Investitionen in die Infrastruktur" so Andreas Tietze auf der grünen Diskussions-Veranstaltung zum Thema "Wohlfahrtsindex für Schleswig-Holstein" in Großhansdorf letzte Woche.
Dass bereits ein Umdenken in den regionalen Betrieben stattfindet, bestätigte Sascha Jenny (Elektrotechnikfirma Jenny AG) aus Bad Oldesloe: "Meine Mitarbeiter wollen nicht einfach mehr Geld, das ist ihnen gar nicht so wichtig. Sie wollen Anerkennung, Mitwirkungsmöglichkeiten und viel Selbstbestimmung am Arbeitsplatz. Ich ermögliche ihnen das - und es führt eindeutig  zu mehr Motivation, Fertigungsqualität und zu mehr Zufriedenheit!"
Dieter Lehmann aus Bargteheide (Aufsichtsrat Akquinet AG, ein weltweit agierendes IT-Beratungsunternehmen) bestätigt diese Feststellung: "Wir beschäftigen sogar bis zu  40% Menschen mit Behinderungen. Durch die Art, wie wir den Mitarbeitern Selbständigkeit und Initiative zugestehen, sie auch am Gewinn beteiligen, sind wir hoch effizient und schlagen Mitbewerber aus dem Feld - wobei unsere Dienstleistungen immer unter dem Aspekt  der Nachhaltigkeit  angeboten werden"

Stefan Kehl, Fraktionssprecher der Grünen in Großhansdorf und im Kreistag, ist es besonders wichtig, dass Naturvernichtung wie die Waldabholzung in Großhansdorf für einen Supermarkt in einen Wohlfahrts-Index mit einbezogen wird: "Als Bankprokurist im Vorruhestand kann ich als Beispiel für gutes Wirtschaften den Kodex meiner eigentümergeführten Privatbank anführen, dass nur Geschäfte begleitet wurden, die den guten Ruf der Bank nicht gefährdeten: keine Waffenexporte oder Steuerhinterziehungen."

Einem Zuhörer war selbst der von Tietze skizzierte Index noch zu technisch formuliert. Er schlug vor, unbezahlte, ehrenamtliche Arbeit mit in die Index-Berechnung einfließen zu lassen. Er forderte auch, dass die Betriebe, die so vorbildlich wie Jenny AG oder Akquinet AG arbeiteten, bei Aufträgen der öffentlichen Hand bevorzugt würden. Dies ging Andreas Katschke, dem Geschäftsführer der Handwerkskammer Lübeck dann doch zu weit: "Die ökologischen Auflagen sind gerade für kleine Handwerksberiebe mit einer Handvoll Mitarbeitern schwer umzusetzen" erklärte Katschke. Da kam aus dem Auditorium der Zuruf, dann müsse es eben entsprechende steuerliche Anreize für solche Betriebe geben, die vorbildlich nach dem Wohlfahrtsindex handelten.

Am Ende der tiefgründigen und sehr komplexen Diskussion freute sich die Moderatorin Sabine Rautenberg über den engagierten Meinungsaustausch und erklärte ihre Anerkennung für die Teilnehmer_innen, die so ernsthaft und ideenreich auf dem Podium und im Publikum mitdiskutiert hatten.

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