Stormarner Besuch im Bundestag

50 Bürgerinnen und Bürger besuchen den Grünen-Abgeordneten Konstantin von Notz

Einmal in die Hauptstadt Berlin fahren, einen Eindruck bekommen, wie der Politikbetrieb funktioniert. Den eigenen Abgeordneten zum Anfassen nah, mit ihm hinter die Kulissen schauen. Diese Aussicht hat viele der 50 Teilnehmer motiviert, auf Einladung von Konstantin von Notz (Bündnis 90/Die Grünen) Ende Mai nach Berlin zu fahren. Von Notz vertritt den Wahlkreis 10 (Herzogtum Lauenburg/Südstormarn). Das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung organisiert diese Besuche und hatte ein kompaktes Zwei-Tage-Programm zusammengestellt.

Überraschend offen war das Gespräch im Bundesverteidigungsministerium. Dort traf die Gruppe auf Kapitänleutnant Sejnowsky, der bereitwillig Auskunft gab über die Stimmung im Ministerium. Über zu Guttenberg, den die Soldaten einerseits mochten, weil er als erster von einem Krieg in Afghanistan sprach und der selbst so oft wie kein Minister vor ihm am Hindukusch war. Andererseits stießen aber die Plagiatsaffäre und die überhastet und lückenhaft eingeleitete Bundeswehrreform auf herbe Kritik. Große Hoffnung setzten die Soldaten nun in den neuen Verteidigungsminister Thomas de Maiziere (CDU), so Sejnowsky.

Ein kurzer Weg rechtsum führte anschließend in den Bendlerblock, zur Gedenkstätte für die Initiatoren des Attentats auf Hitler, die dort noch am 20. Juli 1944 erschossen wurden. Ein bedrückend kalter Innenhof, der an die beklemmenden Ereignisse erinnert.

Im Bus durch den dichten Verkehr Berlins zu fahren, macht wenig Spaß. Schneller geht's zu Fuß zur Parteizentrale der Grünen in Berlin-Mitte. Ein altes Mietshaus im ehemaligen Osten wurde über die Jahre aufwendig saniert. Pompös sieht anders aus. Am Eingang tickt ein Zähler, der die Menge des eingespeisten Stroms der Dachsolaranlage anzeigt. Die Partei befindet sich gerade im Aufwind, beflügelt und zerrissen von der Debatte über den Atomausstieg.

Das ist auch Thema am nächsten Tag beim Besuch von Konstantin von Notz (40) im
Bundestag. Punkt 10:50 Uhr bis 11:50 Uhr kann die Gruppe zunächst auf der Zuschauertribüne die laufende Debatte verfolgen. Handtaschen, Handys, alles muss abgegeben werden. "Sie dürfen hier nichts, außer zuhören" ermahnt ein "Diener" im schwarzen Frack. Die Teilnehmer erleben die letzte Rede von Julia Klöckner (CDU), die nun in Rheinland-Pfalz Oppositionspolitik machen will. Es folgt ein Antrag der Linken zur Rekommunalisierung. Dies wird zum Schlagabtausch zwischen dem Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) und den Hamburger Abgeordneten Rüdiger Kruse (CDU) und Johannes Kahrs (SPD) über Sinn und Risiko des Rückkaufs von Wohnungen, Wasserwerken u.ä. durch die öffentliche Hand. Man merkt, es ist Wahlkampf im Bundesland Berlin.

Konstantin von Notz nimmt sich zwei Stunden Zeit für das Gespräch und einen gemeinsamen Rundgang durch den Reichstag. Wie sieht eine der 22 Sitzungswochen pro Jahr in Berlin aus? Mit all den Fraktionssitzungen, Ausschuss-Sitzungen, Debatten im Bundestag. Seit eineinhalb Jahren ist von Notz dabei. Die erste Rede ist längst gehalten, an das irritierende Ritual der Zwischenrufe hat er sich gewöhnt. "Grüner Schleim" - das habe ihm der Kollege Dieter Wiefelspütz (SPD) beim Einstand entgegengerufen.

Rundgang durch den Reichstag. Der ist eine faszinierende Mischung aus trutzigem Gemäuer und lichter, moderner Architektur. Es gibt außer Politik im Reichstag auch viel Kunst, zu der von Notz die Gruppe führt. In der nördlichen Eingangshalle installierte die Amerikanerin Jenny Holzer eine Stele, auf der senkrechte Leuchtschriftbänder die Reden und Zwischenrufe von Abgeordneten wiedergeben. Im Untergeschoss hat der französische Künstler Christian Boltanski 5000 Blech-Keksdosen wandhoch gestapelt. Man kann zwischen ihnen hindurchgehen. Die rostbraunen Kästen tragen die Namen der zwischen 1919 und 1999 in den Reichstag gewählten Abgeordneten. Eine schwarze Box steht für die Jahre der Nazi-Diktatur 1933 bis 1945.

Krönender Abschluss ist nach einer Pause im Fraktionssaal der Grünen der Aufstieg in die gläserne Kuppel über dem Reichstag. Hier geht der Blick über die Dächer von Berlin, vom Kanzleramt bis zum Brandenburger Tor: Europäische Metropole, durchsetzt mit viel Grün. Berlin ist eine Reise wert, das war vielen schon bei der Stadtrundfahrt am Tag zuvor klar geworden.

Teilnehmerin Ruth Kastner

zurück

Grüne Stormarn bei Facebook

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>