Gleichstellung ist ein Vollzeitjob

Warum eine Gleichstellungsbeauftragte? Frauen sind doch heute den Männern gleichgestellt, haben den gleichen Zugang zu Bildung und machen doch sogar die besseren Schulabschlüsse? Sie dürfen studieren und müssen nicht mal mehr ihren Ehemann fragen, ob sie arbeiten gehen dürfen. Es hat sich in den letzten fünfzig Jahren viel getan, das ist unbestritten. Doch die von vielen (Männern?) gezogene Schlussfolgerung, Bemühungen für die tatsächliche Gleichstellung von Frauen seien nunmehr überflüssig, geht in die Irre.

Eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt, dass Frauen bundesweit noch immer deutlich weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen bei vergleichbaren Tätigkeiten. Die Unterschiede variieren, so ist das Einkommen von Männern auf dem Land 33 Prozent höher als das von Frauen. In Ballungsräumen beträgt der Abstand „nur“ 12 Prozent. Nach Angaben der DIW-Studie verharrt der Lohnabstand zwischen Männern und Frauen insgesamt seit langem bei etwas 30 Prozent. Verstehen wir das unter Gleichstellung?

Und wenn wir uns nach der Kommunalwahl im Mai dieses Jahres die Orts- und Kreisparlamente ansehen, stellen wir fest, dass auch die Mandate und Posten nicht gleich verteilt sind. Fraktionsvorsitzende sind in der Regel männlich und dies gilt auch für die Mehrheit der Ausschussvorsitzenden. Ist dies ein Zeichen für Gleichstellung?

Das Thema ist so aktuell wie eh und je. Und deshalb brauchen wir auch jemand, der sich mit ausreichend Zeit und Ressourcen und viel eigener Energie nur um die Gleichstellung kümmert. Neben den klassischen Aufgaben der Gleichstellungsbeauftragen (Mitsprache bei Personalentscheidungen, Wahrung von frauenspezifischen Belangen in politischen Gremien und Verwaltung, Ansprechpartnerin für Frauen bei Schwierigkeiten am Arbeitsplatz) brauchen wir im Kreis die Vernetzung von Initiativen und Personen, die sich für die spezifischen Belange von Frauen einsetzen. Dabei geht es natürlich um die Ächtung von Gewalt gegen Frauen oder Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Darüber hinaus sollte es aber auch um berufliche Weiterbildung, über bestehende Initiativen hinausgehende Vernetzung beruflich engagierter und erfolgreicher Frauen gehen. Denn mit guter Ausbildung und einem gutem Netzwerk im Rücken sollte der Gehaltsrückstand gegenüber den Männern der Vergangenheit angehören.

Sabine Rautenberg

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