Demokratisierung des Energiesektors

Nichts ist so beständig wie der Wandel - vor allem der Klimawandel ist besonders beständig. Seit 1958 misst man den atmosphärischen  Anteil an Kohlendioxid CO2 in Mauna Loa auf Hawaii. Dieses Treibhausgas, das maßgeblich zur Erderwärmung beiträgt, ist von damals 315 bis heute fast um ein Viertel auf 392 Anteile (ppm) gestiegen - und zwar zuletzt doppelt so schnell wie noch in den 60-er Jahren. 350 Anteile gilt unter Wissenschaftlern als Grenze dafür, dass Grönlandeis  und Pole nicht abschmelzen - da sind wir also schon mächtig darüber.

Deshalb müssen wir schleunigst weg von der Energieerzeugung mit Kohle, Öl und Gas, da hier neben der unerfreulichen Ressourcen-Erschöpfung auf Grund unseres wachsenden Energiehungers auch immer noch mehr zusätzliches, nicht abbaubares CO2 frei wird.

Deshalb müssen wir zügiger hin zu den erneuerbaren Energien aus Wasser, Wind und Sonne. Ich lasse das agrar-industriell erzeugte Biogas hier einmal unberücksichtigt, denn wir haben bereits genug vermaiste Landschaften und brauchen den restlichen Acker für Lebensmittel. Doch weiterhin sind Kleinanlagen auf den Höfen, die vor Ort nur Bioabfälle und Gülle verarbeiten, unsere Favoriten in diesem Bereich.

Da Wasserkraft in Stormarn schwer umzusetzen ist, bleiben uns nur Sonne und Wind. Aber warum wollen wir den Strom ausgerechnet vor Ort erzeugen?
Weil die Wertschöpfung dann auch bei uns bleibt: Lokale Handwerksbetriebe erhalten Aufträge, die Stromrendite landet hier und nicht bei anonymen Energiemonopolisten - das bezeichnen wir als 'Demokratisierung des Energiesektors'. Dazu gehört auch, dass die Verteilernetze, die über kommunalem Grund und Boden verlaufen, zurück in Bürgerhand gehören - einige Stormarner Kommunen arbeiten schon daran.

Viele unserer Mitbürger haben den Klimawandel verstanden und bauen sich Solarpaneelen aufs Dach oder beteiligen sich an Bürgersolaranlagen. Bei Bürgersolaranlagen ist Stormarn übrigens der Champion in Schleswig-Holstein!

Bei Windanlagen ist die Akzeptanz in der Bevölkerung offenbar geringer, wie jeden Tag der Presse zu entnehmen ist. Ein Dorf nach dem anderen winkt bei möglichen Erweiterung der Windanlagengebiete ab. Das ist schade, denn mit Windgeneratoren wird bei kleinstem Flächenverbrauch die größte Energiemenge geerntet. Es gibt in manchen Orten in Stormarn "Weißflächen", deren Lage den heute strengeren Anforderungen an Windenergieflächen entsprechen, die aber nicht in der Karte der Eignungsflächen verzeichnet sind und nach dem verbreiteten Umdenken nach Furushima von den Gemeinden nachgemeldet werden könnten. Das wäre einer Prüfung wert!
Wenige neue, großen Anlagen können viele kleine ersetzen, deren eventuell aufregender Flügelschlag durch eine geradezu majestätisch langsame Rotordrehung abgelöst wird. Auch die Warnleuchten des Nachts müssen nicht sein, wir versuchen auf Bundesebene eine Regelung durchzusetzen, dass die Lichtkennzeichnung nur bei Annäherung von Flugzeugen eingeschaltet wird.
Ich denke, eine entscheidende Akzeptanzhilfe wäre es, wenn es Bürger-Windanlagen gäbe, die die Anwohner als Anteilseigner an den Gewinnen beteiligten. Wie auch die Kommunen über Steuereinnahmen von der Windenergie profitieren, kann man u.a. bei den Gemeindevertretern in Sülfeld erfahren.

Hartmut Jokisch
Stormarner Kreistagsabgeordneter
Bündnis90/Die Grünen

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