Knut beim Klimakongress im Kreishaus

Klimawandel was können wir vor Ort tun? war das Motto der von den Grünen im Kreistag initiierten Veranstaltung des Umweltausschusses am 11. Januar. Weil ihm bei schmelzendem Eis das Wasser bereits bis zum Hals steht, kam Polarbär Knut nach Bad Oldesloe, um den dort versammelten Kreis- und Kommunalpolitikern, aber ebenso einer nicht geringen Anzahl von klimabesorgten Mitbürgern erfreulicherweise darunter auch einigen Jugendlichen seine Forderung nach Begrenzung des Klimawandels zu unterbreiten.

Knut (Gerold Rahmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen Bad Oldesloe) mit seiner Forderung (rechts der Kreisgeschäftsführer der Grünen, Hartmut Jokisch)
Knut (Gerold Rahmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen Bad Oldesloe) mit seiner Forderung (rechts der Kreisgeschäftsführer der Grünen, Hartmut Jokisch)

Drinnen im Kreissitzungssaal fand er durch Prof. Dr. Hartmut Graßl vom Max-Planck-Institut für Meteorologie aus Hamburg, Dr. Klaus Müschen vom Umweltbundesamt aus Dessau und Sven Schnack vom Sponsor der Veranstaltung, der Sparkasse Holstein, kräftige Unterstützung. Prof. Graßl, lange Zeit Berater der Bundesregierung, jetzt Vorsitzender des Klimarats der Bayerischen Staatsregierung und für seine Verdienste für die Umwelt mit der bayerischen Staatsmedaille 2007 ausgezeichnet, führte in einer äußerst lebendigen, von vielen persönlichen Anekdoten gespickten Rede den Anwesenden sehr deutlich vor Augen, welche epochale Veränderungen zur Zeit beim Klima ablaufen.

Prof. Dr. Hartmut Graßl am 11.1.2008 im Kreissitzungssaal Bad Oldesloe
Prof. Dr. Hartmut Graßl am 11.1.2008 im Kreissitzungssaal Bad Oldesloe

Der von vielen als harmlos gering empfundene Erhöhung der mittleren Jahrestemperatur um 0,8°C seit Beginn der Industrialisierung vor ca. 150 Jahren stellte er die folgende Erkenntnis entgegen: Vor 18.000 Jahren war der nordische Eispanzer in seiner größten Ausdehnung über Bad Oldesloe hinweg bis nach Ahrensburg gekommen. Damals war es im Mittel aber nur 4,5°C kälter als heute so gering ist die bisherige, von Menschen über den CO2-Ausstoß verursachte Temperaturerhöhung also gar nicht. Und sie nimmt sogar noch rapide zu, bis zum Ende unseres Jahrhunderts wird der von Menschen verursachte Temperaturanstieg etwa 4,5°C betragen, wenn wir nichts dagegen unternehmen. Das heißt, die Menschheit schafft künstlich innerhalb von 100 Jahren einen Temperatursprung, für den die Natur über 10.000 Jahre benötigt hatte. Die Anpassungsgeschwindigkeit für Tiere und Pflanzen ist um einen Faktor 100 größer, als beim natürlichen Wechsel zwischen Eiszeit und Warmzeit, da kommen die meisten Arten nicht mit und sterben aus.

Die nächste Eiszeit, die die Astronomen aus der Veränderung der Erdbahn vorausberechnen können, rettet diese Arten auch nicht mehr, dazu sind noch mindestens 20.000 Jahre Wartezeit nötig. Nur mit riesigen Vulkanausbrüchen, die mit ihren Aschewolken den Himmel verfinstern und das Sonnenlicht zurück in den Weltraum reflektieren, könnte man die Temperaturen stabilisieren, doch dann bräuchte man im Takt von 2 bis 3 Jahren einen Ausbruch wie beim Pinatubo 1991 auf den Philippinen, dem größten Vulkanausbruch des letzten Jahrhunderts und der historisch einzige für diesen Berg. Doch nicht nur die Natur leidet unter dem Klimawandel, auch wir Menschen in Europa werden extreme Dürrezeiten im Mittelmeerraum und extreme Sturzregen mit katastrophalen Überflutungen (z.B. im Oberrheintal) erleben.

Prof. Graßl lobte die Kanzlerin Frau Merkel, weil sie international als erste Staatslenkerin von der Emissionsgerechtigkeit gesprochen habe. Dieses Grundrecht aller Menschen bedeute, dass man Indern, Indonesiern und Chinesen nicht verwehren könne, genauso viel CO2 zu produzieren, wie es die Deutschen und Amerikaner täten. Da dies aber verheerende Folgen für das Weltklima hätte, müsse der Deutsche seine Emissionen auf ein Drittel, der Amerikaner auf ein Zehntel reduzieren. Es stehe aber zu befürchten, dass China und die USA, die als Staaten jetzt schon die CO2-Produktions-Weltmeister sind, bei zunehmender Ölknappheit ihre großen Kohlevorräte in Autotreibstoffe verwandeln und damit die CO2-Bilanz noch zusätzlich in die Höhe treiben würden.

Energie aus Kohle - das findet Knut gar nicht gut
Energie aus Kohle - das findet Knut gar nicht gut

Hätten wir einen funktionierenden globalen Emissionshandel für CO2 mit 70,-€ pro Tonne, dann wäre elektrischer Strom aus Braunkohle 9 Cent/kWh (Steinkohle 7 Cent/kWh) teurer, und keiner würde mehr zweifeln, dass Windgeneratoren eine bessere Form der Stromerzeugung betrieben sagt Graßl und lobt anschließend das von der rot-grünen Regierung einst eingeführte Erneuerbare Energien Gesetz EEG:
"Ohne das EEG wären wir nicht Exportweltmeister bei den Milliardengeschäften mit Anlagen für Wind- und Solarenergie, in Zukunft auch Bioenergie".
Dr. Müschen vom Bundesumweltamt hieb in die gleiche Kerbe und zitierte den Weltökonomen Stern, der gesagt hatte: "Den Klimawandel jetzt stoppen kostet uns nur 1% des Bruttosozialprodukts ein Temperaturanstieg von 5°C kostet uns später das Zwanzigfache!".

Beide Referenten betonten die Notwendigkeit, möglichst schnell auf erneuerbare Energien umzusteigen. Dass hier ein großes Potenzial gerade für das heimische Handwerk liegt (verbesserte Wärmeisolierung durch Bausanierung) und die Möglichkeit besteht, als Landwirt auch Energiewirt zu sein, zeigte am Schluss Herr Schnack als Energieexperte der Sparkasse Holstein auf. Er sicherte Beratung und Finanzierungshilfen zu. Da konnte Knut beruhigt sein Erneuerbare Energien-Banner wieder einrollen und nach Hause trotten.

Dr. Hartmut Jokisch

Noch eine Anekdote:
Land wirt als Energiewirt oder: Das Bierbrauen ist nicht gefährdet!
Prof. Graßl: Neulich musste sich der bayerische Landwirtschaftsminister vor die Presse stellen und sagen: "Liebe Landsleute, das Bierbrauen ist nicht gefährdet!". Der Grund war, viele Bauern hatten Mais angebaut für Biogasanlagen, wo vorher Braugerste angebaut wurde. Jetzt hatten die Bayern Angst bekommen, dass ihr Grundnahrungsmittel gefährdet wäre.

zurück

Grüne Stormarn bei Facebook

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>