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Podiumsdiskussion zum Wald in Großhansdorf

Am 15. Februar trafen sich ca. 60 GroßhansdorferInnen im Sitzungssaal des Rathauses. um sich mit der Zukunft des Waldes in und um Großhansdorf zu befassen.

Zur Podiumsdiskussion hatte die Vorsitzende der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen in der Gemeindevertretung von Großhansdorf geladen.

Während der Podiumsvorträge und der anschliessenden Diskussion mit den ZuhörerInnen wurde sehr schnell deutlich wie wichtig der Wald für uns Menschen ist, und wie viele Funktionen der Wald erfüllt.

Landesdraussenminister Tobias Goldschmidt führte in das Thema politisch ein. Dass Schleswig-Holstein das waldärmste Flächenbundesland in Deutschland ist und welchen Aufwand die Landesregierung betreibt, die bewaldete Fläche zu vergrößern. Dass Wald für die Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt unverzichtbar ist. Dass Wald Boden vor austrocknen und Erosion schützt. Dass Wald im Aufwuchs Kohlendioxid bindet und so der Klimakrise entgegenwirkt. Dass Wald Rohstoff-Lieferant ist, und Holz zukünftig eine viel größere Rolle als Baustoff spielen wird. Dass, über das allgemeine Betretungsrecht, Wald ein öffentliches Gut, ein Raum der Naherholung und Regeneration ist. Dass Wald oft Jagdrevier ist. Dass Wald oft jemandem gehört und mit ihm Ertrag erwirtschaftet werden muss.

Sich selbst outete der Minister als wohl klassischer, romantischer Waldliebhaber, für den das Naturerlebnis beim Gedanken an den Wald im Vordergrund steht.

 

Dr. Bernd Degen, Leiter des Thünen Instituts in Großhansdorf, erläuterte sehr offensiv und anschaulich, vor welchen Herausforderungen die Waldforschung heute steht. Mit den menschengemachten Veränderungen des globalen Klimas werden die bestehenden Wälder gefährdet. Trockenheit schwächt viele Bäume, so dass sie nicht mehr genügend Abwehrkräfte gegen natürliche Schädlinge, wie Viren, Pilze oder Käfer haben. Oder die Bäume haben bei zunehmenden Stürmen aufgrund von Trockenheit und geschädigtem Wurzelwerk zu wenig Halt und stürzen großflächig um.

Den Wald mit noch nicht hier heimischen Arten umzubauen scheint kein gangbarer Weg, da die Bäume und ihre Begleitflora und -fauna oft sehr charakteristisch zusammengestellt sind. Andere Bäume lassen bestimmte eingesessene Lebewesen im Wald verhungern, während neue Bewohner plötzlich gute Bedingungen zur Ausbreitung vorfinden. Das ganze Ökosystem Wald kann durcheinander geraten.

Das Absterben von Waldmonokulturen kann katastrophale Ausmaße annehmen, wie wir am Beispiel der Fichtenwälder im Harz sehen müssen. Wie dort mit den Folgen umzugehen ist wird in Wissenschaft, Forstwirtschaft und Bevölkerung jeweils sehr kontrovers diskutiert.  Schnelle Wiederaufforstung mit einer anderen Baumart kann in 40 Jahren die selbe Katastrophe nochmal hervorbringen. Liegen lassen und nichts unternehmen kann zu einer geschlossenen Brombeerdecke führen, durch die kein Baum mehr hoch wächst.

Die Forschung des Thünen Instituts konzentriert sich deshalb zum Thema Walderhaltung, Waldumbau darauf mit Baumarten zu experimentieren, die gleiches oder sehr ähnliches Erbgut besitzen und in Regionen gedeihen, die heute das Klima haben, das die Wissenschaft hier in den kommenden Jahrzehnten erwartet. Für das ebenso wichtige Thema der schnell wachsenden Hölzer zur Verwendung als Baustoff, damit über den schnellen Aufwuchs Kohlendioxid der Atmosphäre entzogen und im Bauprodukt über einen längeren Zeitraum gebunden wird, suchen die ForscherInnen des Thünen Instituts ebenso nach Lösungsansätzen. Dieser Ansatz ist jedoch, darauf wies Herr Dr. Degen ausdrücklich hin, kaum vereinbar mit dem romatischen Bild vom Wald des Ministers.

 

Udo Harriehausen und Dr. Katharina Mausolf von den Landesforsten Schleswig-Holstein stellten die Aufgabe ihres Landesbetriebs vor und erläuterten sehr engagiert dessen Konzept der Walderhaltung und -mehrung. Im Vordergrund steht dort die Pflege und Erhaltung des Waldes in der uns aktuell bekannten Form als bewirtschafteteter Mischwald. Die Landesforsten betreiben einen behutsamen Umbau hin zu einem widerstandskräftigen Wald, in dem der Nadelholzanteil zu Gunsten hochwertiger, resilienter Laubhölzer verändert wird. Gleizeitig wird der Anteil im Wald erhöht, der nicht bewirtschaftet wird, und wo die Natur sich selbst überlassen wird. Mit dem aktiven Umbau zu mehr Laubbäumen wird eine Verjüngung des Waldes betrieben, weil der Wald in Schleswig-Holstein ein recht einheitliches (Nachkriegs-)Alter von ca. 70 Jahren aufweist. Die Verjüngung erfolgt z.T. natürlich, nur durch Entnahme älterer Bestandsbäume und z.T. durch gezielte Neuaufforstung gerodeter Flächen.

Da jedoch ein intakter Mehrgenerationenwald kaum noch als Kohlendioxidsenke fungiert, sind hierfür neue Aufwuchsflächen erforderlich. Diese werden von den Landesforsten bevorzugt als Erweiterung bestehender Wälder befördert. Hierzu erläuterte Frau Dr. Mausolf jedoch, dass aktive, oder erst kürzlich stillgelegte landwirtschaftliche Flächen selbst in unmittelbarer Nähe des Waldrands oft für den Wald noch über längere Zeit nicht besiedelbar sind. Ursache hierfür ist, dass der Boden landwirtschaftlicher Flächen üblicherweise reich an Stickstoff und besiedelt mit Bakterien ist, während Waldboden reich an Kohlenstoff ist und mit Pilzen als dominierende mikrobiologische Besiedelung vorgefunden wird.

 

Nach einer anschliessenden, leider viel zu kurzen, Runde für Fragen und Anregungen aus dem Publikum blieb unserer Moderatorin, Sabine Rautenberg, die Rolle, sich bei allen erschienenen auf und vor dem Podium zu bedanken. Ihr von allen bestätigtes Resümee lautete; " Unser Wald wird uns noch  oft bei vergleichbaren Veranstaltungen beschäftigen."

 

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