Bauern, zeigt her eure Ställe!

Auf der August-Sitzung des Stormarner Umweltausschusses waren viele Bürger aus Köthel, die einen geplanten Schweinestallneubau in ihrem Dorf ablehnen, und darüber reden wollten. Eigentlich ist weder der Ausschuss noch der Kreistag für solche – häufig privilegierten Baumaßnahmen der Landwirtschaft – zuständig, aber wohin sollen die Bürger sonst gehen? Die Grünen haben die Sorgen der Bürger ernst genommen und sich dafür eingesetzt, dass wenigstens eine Diskussion über den geplanten Neubau in der Kreispolitik stattfinden kann.

Nicht nur in Köthel, auch anderswo (z.B. Benstaben) sorgen sich die Bürger bei solchen Stallneubauten über die Lebensqualität in ihrem Dorf (Geruchsbelästigungen, Verkehr, Schadnager) und den Wert ihres Eigentums. In diesem Zusammenhang kommt es dann auch häufig zu Fragen über die Art der Lebensmittelproduktion, über die sie nicht mehr erfahren können, weil Schweine und Geflügel in Stallungen gehalten werden, die für die Öffentlichkeit nicht mehr einsehbar sind. Hohe Zäune schützen die Tierbestände – meist aus hygienischen Gründen –, wirken aber für die nicht informierten Bürger wir „Hochsicherheitstrakte“. Die Art und Weise der Tierhaltung ist den Bürgern aber nicht egal und der Tierschutz bekommt eine immer stärkere Bedeutung (siehe Aufnahme des Tierschutzes in das Grundgesetz und die Abschaffung der Käfighaltung der Legehennen). Die Bürger erfahren heutzutage nur aus den Medien über die Art und Weise der Tierhaltung in den Stallungen. Diese Medienberichte sind häufig tendenziös und ersetzen nicht die eigene Erfahrung durch einen Besuch eines Stalles (vor Ort). Dieses gilt auch für die Politiker, die schließlich in solchen Diskussionen und Entscheidungsprozessen involviert sind.

Die Stormarner Grünen haben sich deswegen im September an den Kreisbauernverband gewandt mit der Bitte um einen Besichtigungstermin eines Stormarner Schweine- oder Geflügelstalls, der mit dem geplanten Bau in Köthel vergleichbar ist. Die Antwort des Kreisbauernverbandes war erschreckend. Es wurde ein nicht abgestimmter (!) und festgelegter (!) Termin in dem Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp der Landwirtschaftskammer (http://www.lwksh.de) in Blekendorf (100 km von Oldesloe entfernt !) angeboten. Dort gibt es ohne Zweifel modernste Schweinestallungen, aber wir Grüne fragen uns, warum keine Stallungen im Kreis Stormarn gezeigt werden können? Schließlich gibt es auch in Stormarn moderne Schweine- und Geflügelstallungen, wie eine Antwort der Kreisverwaltung auf unsere Anfrage über Stallneubaumaßnahmen aufzeigt: So wurden im Kreis Stormarn allein zwischen 2005 und 2010 vier Ställe für 2.866 Sauen, 8 Ställe für 5.348 Mastschweine, 5 Ställe für 5.453 Ferkel und ein Stall für 14.500 Puten genehmigt. In diese Ställe wollen wir gerne mal hineinschauen und nicht eine unnötige Reise nach Futterkamp machen.

Auch waren wir überrascht, dass nur drei von acht grünen Kreistagsabgeordneten eingeladen wurden, aber zusätzlich noch die anderen Fraktionen. Und das in einem Serienbrief! Selbstverständlich freuen wir uns über eine gemeinsame Diskussion mit anderen Parteien zu dem Thema, aber das hätten wir gerne selbst entschieden und das war eigentlich nicht unsere Intention, als wir um einen Stallbesuchstermin gebeten hatten. Wir lehnen die Einladung nach Futterkamp deshalb ab (und hoffen, die anderen Fraktionen tuen das auch). Hier in Oldesloe würden wir aber gerne gemeinsam mit dem Bauernverband (und den anderen Fraktionen) solche Probleme wie in Köthel diskutieren.

Als Grüne empfehlen wir allen Bauern, ihre Stallungen (und nicht nur die Vorzeigeobjekte) mindestens einmal im Jahr für die Bevölkerung zu öffnen, damit sich die Menschen selbst über die örtliche Lebensmittelproduktion und Nutztierhaltung informieren können. Das wäre professionelle Öffentlichkeitsarbeit, so wie es die Biobauern vormachen.

Gerold Rahmann
Grüner Umweltausschussvorsitzender im Kreis Stormarn

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