B 404: Sicherheit ohne Autobahn-Ausbau

Beim überall ertönenden Ruf, alle Staatsausgaben auf den Prüfstand zu stellen, erleben wir den Straßenbau als Tabuthema. So forderten die Stormarner Fraktionen bis auf die Grünen nach tödlichen Unfällen auf dem B 404-Abschnitt zwischen der Berliner und den Lübecker Autobahn sofort den autobahnartigen Ausbau.

Hauptgrund für Unfälle ist unbestritten der Zustand der B 404, vor allem wegen der langgezogenen Kurven, in denen man nicht überholen kann. Deshalb gilt seit einigen Monaten ein Überholverbot. Dass trotzdem überholt wurde und Unfälle geschahen, ist kein Wunder. Während anderswo die Autofahrer vor jeder kaum spürbaren Bodenwelle, stückweise fehlenden Markierungen oder einem in vier Kilometern Abstand drohenden Stau gewarnt werden, kam sich der ortsfremde Autofahrer auf der B 404 wie auf einer harmlosen Landstraße vergangener Zeiten vor. An das sechs Minuten andauernde und durch unscheinbare Schilder ausgesprochene Überholverbot wurde nur einmal erinnert. Der durchgehende weiße Mittelstreifen, an dem man sonst überall Überholverbote erkennt, fehlte. Auf unvermutete Gefahren durch fehlende Verzögerungs- und Beschleunigungsspuren bei den Parkplätzen wies nichts hin.

Das veranlasste uns, statt des Ausbaus zur Autobahn die nötigen Markierungen und Schilder und eine erkennbare und dadurch wirksame Kontrolle zu fordern. Geschehen ist seit kurzem schon etwas: Die Überholverbotsschilder sind jetzt auffällig und werden nach höchstens zwei Kilometern wiederholt. Doch der durchgehende Mittelstreifen fehlt noch immer. Weitere Warnschilder gibt es auch nicht. Zur Vorsicht mahnende Verkehrskontrollen werden nicht angekündigt.

Wer nach einer Autobahn ruft, ärgert sich in Wirklichkeit nicht über die fehlende Sicherheit, sondern über den Zeitverlust, wenn er mit 80 bis 90 hinter einem Lastzug herzuckelt. Wäre auch hier die A 21, dürfte er 120 fahren. Auf dem zwanzig Kilometer langen Abschnitt ergäbe sich ein maximaler Zeitgewinn von fünf Minuten – nicht mehr. Soll man dafür eine Straße, deren Kapazität ausreicht und die in Zukunft durch die Ostseeautobahn entlastet wird, vierspurig ausbauen? Das ist angesichts der vielen drängenden Aufgaben, für die das Geld fehlt, die falsche Zukunftssicherung.

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